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HIV-Leitfaden - Grundlagen - Das Virus - HIV-2
   
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von Dr. M. Hartmann und
der Hautklink der Universität Heidelberg




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HIV-2

Patrick Braun 


HIV-2 kommt insbesondere in Westafrika, mit der höchsten Prävalenz in Guinea-Bissau, vor. Ein bis zwei Millionen Menschen sind in Westafrika mit HIV-2 infiziert. In Europa werden die meisten Infektionen in Portugal gefolgt von Frankreich nachgewiesen. In Deutschland sind geschätzt ca. 100 Personen mit HIV-2 infiziert.

HIV-1/HIV-2 Doppelinfektionen sind bei HIV-2 infizierten Personen nicht selten vorzufinden und bei der Auswahl der ART zu berücksichtigen!

Im Vergleich zu HIV-1 ist bei einer HIV-2 Infektion die CD4 Zellzahl höher und die Viruslast um 2-3 log-Stufen niedriger. Die Krankheitsprogression schreitet bei HIV-2 langsamer als bei HIV-1 voran. Die mediane Zeit bis zum Eintritt von AIDS beträgt bei unbehandelten HIV-2-infizierten Personen ca. 15 Jahre (bei HIV-1 ca. 5-6 Jahre).  

Bei einer CD4 Zellzahl von <200 Zellen/µl ist eine HIV-2 Viruslast bei 57% der Patienten nachweisbar. Bei Werten über 500 CD4-Zellen hingegen nur noch bei 13% der Patienten. Deshalb sollte zur Bestätigung einer HIV-2 Infektion immer ein Immuno- oder Westernblot durchgeführt werden. Kommerzielle Viruslast-Systeme weisen nur HIV-1 nach. Zurzeit gibt es nur in-house Verfahren zur Messung der HIV-2 Viruslast, deren Sensitivität ist jedoch geringer als bei kommerziellen HIV-1 Systemen.

Zwischen HIV-1 und HIV-2 beträgt die Übereinstimmung der Aminosäuresequenz im gag und pol-Bereich ca. 50-60%, in der env-Region nur 35%.  Dies führt dazu, dass manchen antivirale Substanzen oder sogar ganze Substanzklassen nicht wirksam sind (s. Tabelle 1).


wirksam
teilwirksam
unwirksam
NRTIs
Ѵ


NNRTIs 


Ѵ
PIs --> LPV/r. DRV/r, SQV/r
Ѵ


PIs --> fAPV, ATV/r, NFV


Ѵ
INIs Ѵ


CCR5-Antagonist (MVC)
Ѵ

FI (T20)


Ѵ
Tab. 1 Wirksamkeit von Substanzen bzw. Substanzklassen bei einer HIV-2 Infektion  

 

 

Eine "natürliche" Resistenz besteht gegen nicht-nukleosidische RT-Inhibitoren (NNRTI) und gegen Fusionsinhibitoren (FI), wie T20. Nukleos(t)idale Reverse Transkriptase Inhibitoren (NRTIs) sind wirksam, wobei als erste Wahl eine Kombination von TDF, TAF oder ABC und 3TC oder FTC, immer in Kombination mit einer dritten Substanz aus der Klasse der Protease Inhibitoren (PIs) oder Integrase Inhibitoren (INIs), empfohlen wird. HIV-2 ist gegenüber INIs  sensitiv. Unter den Protease Inhibitoren können geboostetes Darunavir, Lopinavir oder Saquinavir eingesetzt werden. Eine Resistenzentwicklung ist bei HIV-2 schneller zu beobachten als bei HIV-1. Da HIV-2 diverse Korezeptoren zum Eintritt in die Zelle benutzen kann, ist die Aktivität von Maraviroc (MVC) bei Nachweis von CCR5-tropen Varianten fraglich.